Kaum war die Seniorenfachberatung Stadtmitte der Diakonie umgezogen, da hatte sie an ihrem neuen Standort bereits auch schon prominenten Besuch: Der Sozialreferent der Stadt Augsburg, Martin Schenkelberg, war zu Gast nachdem er im Sommer bereits einer Einladung ins Fachgremium aller Seniorenfachberatungen gefolgt war.
Um einen besseren Einblick in die tägliche Arbeit und die Funktion der Fachberatungen zu gewinnen, verabredete er sich Ende November mit Christoph Heinbüchner zu einem weiteren Termin „vor Ort“. „Vieles ist doch sehr theoretisch und auf einem abstrakten Niveau. Manchmal braucht es den direkten Blick, so Herr Schenkelberg. Nach Begrüßung durch Pfarrer Fritz Graßmann, Theologischer Vorstand des DWA und Fachvorstand Michael Krause und einer kurzen Besichtigung der neuen Räumlichkeiten, begleitete der Sozialreferent Herrn Heinbüchner einen ganzen Vormittag auf seiner Hausbesuchs-Tour zu mehreren Klienten.
Eine von ihnen ist Erika R. (61), die die Seniorenfachberatung bereits seit mehr als einem Jahr intensiv begleitet. Infolge einer missglückten Halswirbelsäulenoperation sitzt sie seit zwei Jahren mit Lähmungserscheinungen im Rollstuhl. Aufgrund ihrer Schwerbehinderung und inzwischen erheblichen Pflegebedürftigkeit wurde die Hartz-4-Empfängerin vom Jobcenter ausgesteuert und muss jetzt sämtliche Sozialhilfeleistungen beim Bezirk Schwaben beantragen. „Ein mühsamer und bürokratischer Prozess, der ohne die Hilfe der Fachberatung für sie allein nicht zu stemmen wäre“, sagt Christoph Heinbüchner. Auch der Umzug in eine bezahlbare behindertengerechte Wohnung, die in Augsburg nicht leicht zu finden ist, steht im neuen Jahr an. Einen gesetzlichen
Betreuer für all die Aufgaben möchte die geistig noch fitte Klientin auf keinen Fall.
Eine neue Klientin ist Gertrud S. Nach dem Tod ihres Mannes im Sommer ist für die 89-Jährige eine Welt zusammengebrochen. Da sie in ihrer Mobilität nach zwei Hüftoperationen stark eingeschränkt und sturzgefährdet ist, kann sie ihre Altbauwohnung im 2. Stock nicht mehr alleine verlassen. Christoph Heinbüchner: „Für alles, was ihr Ehemann bisher immer erledigt hatte, braucht sie jetzt fremde Hilfe, da sie weder Kinder und auch keine Verwandten mehr hat.“
Hier unterstützt die Fachberatung die Klientin in der Übergansphase intensiv, indem sie ein umfassendes Versorgungspaket für die überforderte Seniorin organisiert, angefangen von erhöhten Pflegeleistungen, Essen auf Rädern, der Beantragung von Wohngeld und einem Schwerbehindertenausweis. Auch eine Dame aus dem ehrenamtlichen Besuchsdienst der Fachberatung wird Gertrud S. demnächst regelmäßig einmal pro Woche besuchen.
Die unterschiedlichen Begegnungen und Lebenslagen der Klienten nutzte Herr Schenkelberg, um mit den Senioren ins Gespräch zu kommen und mehr über die Hintergründe ihrer Lebenssituationen zu erfahren, ferner um sich ganz pragmatisch über das breite Spektrum der Hilfen und Interventionsmöglichkeiten der Seniorenberatungen in Augsburg zu informieren.
„Er könne sich gar nicht vorstellen was die Stadt Augsburg, insbesondere deren Senioren vor der Einführung der Seniorenfachberatungen gemacht hätten“, so Herr Schenkelberg. Er werde diese doch sehr eindrücklichen Erfahrungen in seine Arbeit als Sozialreferent mitnehmen und könne sich eine Wiederholung dieser Aktion im kommenden Jahr sehr gut vorstellen.